Tag 5 der Autorinnen-Woche mit Susanne Ptak: „Was verschlägt eine Düsseldorferin nach Ostfriesland?“
Zuerst einmal – ich war nie so der Stadtmensch. Es wird behauptet, dass meine ersten Worte Mama, Papa und Pferd waren. Somit war klar, dass ich reiten lernen wollte, sobald ich auch nur auf einem Pferd sitzen konnte. Darum verbrachte ich sehr viel Zeit in Reitställen in den ländlichen Gebieten rund um Düsseldorf.
Urlaube auf dem Bauernhof in Österreich taten das Übrige und so hatte ich schon früh den Wunsch, irgendwann einmal auf dem Land zu leben.
Dass es ein Fehnhaus in Ostfriesland wurde, war reiner Zufall. Angedacht war eigentlich die Eifel.
Durch die Teddybären lernte ich jedoch zwei Leeranerinnen kennen. Wir freundeten uns an und natürlich besuchten wir sie irgendwann.
Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Blick! Schon im Emsland war es um mich geschehen. Diese Weite, dieser Himmel, dieses Gefühl! Und dann waren da ja auch noch die Schafe auf den Deichen …
Beim Studium der Sonntagszeitung fanden wir auch noch heraus, dass hier ein Haus mit großem Garten sogar noch bezahlbar war. Bereits auf der Heimfahrt stand unser Entschluss fest und im September 2001 kauften wir unser Haus vor den Toren der schönen Stadt Leer.
Dann folgte eine sehr schwere Zeit. Geplant war, dass wir das Haus zuerst als Wochenend- und Ferienhaus nutzen und mithilfe meines Vaters, seines Zeichens Fliesenleger und begnadeter Handwerker, nach und nach umbauen würden. Sobald mein Mann in den Vorruhestand gehen würde (er ist 14 Jahre älter als ich), wollten wir nach Ostfriesland ziehen.
Drei Tage nachdem wir den Kaufvertrag unterschrieben hatten, bekamen wir die grauenvolle Diagnose: Mein Vater hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs …
Trotz der schweren Krankheit hat er uns noch die Fliesen im Bad und im Wohnzimmer gelegt und mir so eine wunderschöne Erinnerung an ihn geschenkt. Er starb am 13. August 2003.
Auch aus der Idee, nach Leer zu ziehen, sobald mein Mann in Rente war, wurde nichts. Daran war übrigens der Euro schuld. 1998 waren wir nach Ratingen umgezogen in ein Haus, in dem wir wohnen und ich gleichzeitig meinen Bastelladen betreiben konnte. Der lief hier deutlich besser als in Düsseldorf. Bis das Weihnachtsgeschäft vor der Einführung des Euros kam … Nie hatte ich schlechtere Umsätze, nicht einmal im heißesten Sommer! Gleichzeitig stand die Verlängerung des Mietvertrages um 5 Jahre an und wir wussten nicht, ob das nur eine vorübergehende Flaute war, weil die Kunden Angst vor dem Euro hatten, oder ob der Bastelboom schlicht und ergreifend vorbei war.
So standen wir also vor der Entscheidung, das Haus in Leer wieder zu verkaufen oder sofort nach Ostfriesland zu ziehen und einige Jahre mit einer Wochenendehe leben zu müssen. Müßig zu erwähnen, dass wir uns für Letzteres entschieden.
Der nächste Schicksalsschlag ereilte uns, als auch mein Mann an Krebs erkrankte. Nie habe ich in meinem Leben mehr Angst ausgestanden als in dieser Zeit. Doch dieses Mal war das Schicksal gnädig. Mein Mann ist wieder gesund und darüber hinaus konnte er noch deutlich früher in den Ruhestand gehen – sofern man von Ruhestand reden kann, wenn die Frau sich in den Kopf setzt, eine Schafskäserei zu betreiben. Ich denke, auch wenn ihm die Landwirtschaft ebenfalls Freude gemacht hat, so ist er doch froh, dass unser Leben heute deutlich ruhiger verläuft.
Ob ich es jemals bereut habe, nach Ostfriesland zu gehen? Klare Antwort: Nein.
Wir haben hier so viele liebe Freunde gefunden und die „alten“, richtigen Freunde sind uns geblieben. Meine Mutter lebt inzwischen auch in der Nähe und das Gefühl von Heimat verspüre ich nur, wenn ich von irgendwoher komme und das Ortsschild „Leer“ sehe. Bei Düsseldorf tut sich gar nichts …
Es sind die kleinen Dinge, die das Leben hier so lebenswert machen. Als ich mit Freunden einen Spaziergang in einem Naherholungsgebiet in Duisburg machte und uns kamen andere Menschen entgegen, ging man schweigend aneinander vorbei. Ich grüßte mit einem fröhlichen „Moin“, denn hier macht man das so, und erntete äußerst irritierte Blicke. Den nächsten Spaziergänger habe ich dann auch nicht mehr gegrüßt.
Oder aber auch die Ruhe, mit der die Kassiererin im Discounter das Kleingeld der achtzigjährigen Kundin abzählt, und keinen stört das, selbst wenn die Kundenschlange lang ist. In Düsseldorf hätte man Kundin und Kassiererin zumindest mit Blicken getötet, wenn nicht gar seinen Unmut lautstark bekundet.
Dann ist da noch die Unkompliziertheit, mit der man mal eben bei den Nachbarn reinschneit. Eine Tasse Tee, ein bissen Klönschnack und danach macht jeder mit seiner Arbeit weiter.
Da ist noch viel mehr, aber diese Dinge fielen mir spontan ein.
Ja, ich bin glücklich, Wahlostfriesin zu sein!
Hier könnt ihr direkt das kriminelle Lesefutter von Susanne Ptak als E-Book oder als Taschenbuch bestellen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Mord in Greetsiel – Doktor Josefine Brenner ermittelt, Fall 1
Mord in Wiesmoor – Doktor Josefine Brenner ermittelt, Fall 2
Übrigens: Alle Beiträge aus dieser Aktionswoche „Autoren im Fokus“ könnt ihr auch auf dem Blog des Klarant Verlags nachlesen:
http://klarantsblog.blogspot.de/