Nordseekarrentod in Dornumersiel – Interview zum Buch
1. Ihr neuer Ostfrieslandkrimi »Nordseekarrentod in Dornumersiel« ist erschienen. Worum geht es im Buch?
Rolf Uliczka: Im Grunde geht es – abgesehen von dem tödlichen Ausgang – um eine Familientragödie, wie sie sich immer wieder in Familien mal mehr oder weniger dramatisch abspielt. Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass Kinder im Zuge des natürlichen Reifeprozesses irgendwann aus dem elterlichen warmen Nest herauswachsen und ihren eigenen Weg finden wollen und finden. Elterliche Fürsorge sollte dabei ein verlässlicher Begleiter sein. Ebenso läuft in vielen Partnerschaften das harmonische Miteinander nicht immer wie gewünscht ab, wie entsprechende Statistiken belegen. Steigende Zahlen von nach neuen Partnerschaften Suchenden führten zwangsläufig zu entsprechenden Angeboten in den Social Media. Aus dieser gar nicht so selten anzutreffenden Gemengelage entwickelt sich eine Geschichte mit einem am Ende tödlichen Ausgang. Für das Soko-Team der Auricher Kommissarin Femke Peters ergibt sich daraus die Herausforderung, einerseits die Motivlage zwischen den Ehepartnern zu untersuchen, andererseits aber auch Hinweisen von außen nachzugehen. Und wieder einmal ist nichts so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
2. Was ist denn zwischen Antje Windmüller und ihrem Mann vorgefallen, das die Ehe derart ins Kriseln brachte?
Rolf Uliczka: Wie schon bei der vorhergehenden Antwort angedeutet, kann elterliche Fürsorge für erwachsen werdende Kinder zur Belastung werden, wenn Eltern versuchen zu stark auf den natürlichen Abnabelungsprozess Einfluss zu nehmen. Zwangsläufig führt es zu Konflikten, wenn ein Elternteil nicht loslassen kann oder will und der andere genau das Gegenteil für angemessen hält. In unserer Geschichte war Janno der Ansicht, dass die mütterliche Liebe seiner Frau zu ihrem erwachsenen Sohn zu einem Kontrollzwang zu werden drohte. Antje hingegen fühlte sich in Bezug auf ihre überbordende mütterliche Liebe zu ihrem Sohn von ihrem Mann nicht hinreichend unterstützt, was zwischen den Eheleuten immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Antje konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass der Sohn mit Mitte zwanzig spontan seiner Liebe in das viele Hundert Kilometer entfernte Bayern gefolgt war, anstatt mit der jungen Frau im Anbau des Elternhauses in Ostfriesland seine junge Familie zu gründen.
3. Wie der Klappentext verrät, war der Urlaub auf dem Campingplatz in Dornumersiel als Neuanfang für die kriselnde Ehe geplant. Und dann fährt Janno mitten im gemeinsamen Urlaub auf eine Betriebsfeier – das klingt erstmal nicht so, als würde er es mit dem Retten seiner Beziehung ernst meinen …
Rolf Uliczka: Diesen Eindruck könnte man tatsächlich bekommen, wenn man weiß, dass sich die Eheleute auf Empfehlung von Freunden bereits an eine Partnerschaftsberatung gewandt hatten. Diese Urlaubsform in einem Nordseekarren, bei dem die romantische Zweisamkeit bereits Programm ist, war zudem sogar Bestandteil der Therapie. Allerdings war die Betriebsfeier vorher schon terminiert. Ob Janno die Möglichkeit gehabt hätte, sich von der Betriebsfeier freistellen zu lassen, hatte er aber nicht erkennen lassen. Denkbar wäre durchaus, dass er die Gefühle seiner Frau doch nicht so ernst nahm.
4. In Ihrem neuen Krimi spielt zum ersten Mal KI eine Rolle und bringt die Ermittler sogar einen entscheidenden Schritt weiter. – Manche Autoren befürchten ja, in nicht allzu ferner Zukunft von ChatGPT und Co abgelöst zu werden. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Rolf Uliczka: Fakt ist, dass die Polizei, wie in der Geschichte beschrieben, die Möglichkeiten, die uns der heutige Stand der Technik gerade im IT-Bereich bietet, immer noch nicht in vollem Umfang nutzt beziehungsweise nutzen darf! In diesem Zusammenhang will ich gar nicht auf aktuelle Medien-Ereignisse eingehen. Die zur Verfügung stehende KI bewegt sich diesbezüglich noch juristisch gesehen in einer absoluten Grauzone, wie aber auch der Gesetzgeber inzwischen wohl schon erkannt hat. Ebenso ist es eine Tatsache, dass auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen manchem Einsatz von Möglichkeiten der IT entgegenstehen. Hier denke ich zum Beispiel in Bezug auf die Handynutzung an die sogenannte Vorratsspeicherung. Die derzeit geltenden Einschränkungen dienen vor allem Kriminellen dazu, sich einer erfolgreichen Strafverfolgung zu entziehen. Aber ich weiß, das war nicht der Kern Ihrer Frage. Von einem meiner Söhne habe ich inzwischen so einiges über die Nutzungsmöglichkeiten der KI erfahren. Dazu gehören zum Beispiel auch das Erstellen von Werbetexten und Marketingstrategien. Je besser aber die Abfragevorgaben dabei präzisiert sind, umso besser und treffender das Ergebnis. Aber hier kommt – zumindest gegenwärtig noch – der Mensch ins Spiel. Ähnlich sehe ich das im Bereich der Schriftstellerei, zumindest noch in absehbarer Zeit. Im Bereich der Wissenschaft, wo es um die Auswertung von ermittelten Fakten geht, sieht das sicher schon etwas anders aus, und hier wird die KI ja auch schon in der Medizin im Bereich der Diagnose eingesetzt. Um die Spannung in einem Kriminalroman aufbauen zu können, müssen die Fakten, die in der Medizin zum großen Teil technisch ermittelt werden (z.B. CT, MRT usw.) aber erst einmal zusammengetragen werden, damit die KI diese als Input nutzen kann. Und dann kommt der Faktor Mensch ins Spiel, der uns im Zusammenleben nicht selten unvorhergesehene Entwicklungen bringt. Daher glaube ich, dass es sicher noch eine ganze Weile brauchen wird, bis die KI auch in diese ausgesprochen typisch menschlichen, unvorhersehbaren – und zum Teil sogar unlogisch erscheinenden – Verhaltensweisen vorgedrungen ist. Aber genau diese sind es doch, die manchen Krimi erst für die Leserinnen und Leser so unglaublich spannend machen. Was mir aber wirklich schon seit einiger Zeit – gerade als einer der ehemaligen Referenten für den Besucherdienst des Deutschen Bundestages – sehr große Sorge bereitet, sind die sich bereits wie eine Seuche ausbreitenden Fake-News, die selbst der aufgeklärte Bürger kaum noch zu erkennen vermag! Von der Nutzung der KI für kriminelle Machenschaften ganz zu schweigen!
Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi
»Wir haben einen Notruf vom Campingplatz in Dornumersiel!« Antje Windmüller wird tot in dem Nordseekarren gefunden, in dem sie mit ihrem Mann Janno den Urlaub verbrachte. Was als Neuanfang für ihre kriselnde Beziehung geplant war, endet in einer Tragödie. Urlaubsnachbarn berichten von einem heftigen Streit der Eheleute – hat Janno seine Frau im Affekt getötet? Doch er behauptet, zur Tatzeit auf einer Betriebsfeier in Emden gewesen zu sein. Kommissarin Femke Peters und ihr Team von der Kripo Aurich finden jedoch heraus, dass das scheinbar perfekte Alibi des Ehemanns auf wackligen Beinen steht. Und dann gerät ein weiterer Tatverdächtiger ins Visier. Offenbar hatte Antje Geheimnisse, die ihr schließlich zum Verhängnis geworden sein könnten …
Der Ostfrieslandkrimi »Nordseekarrentod in Dornumersiel« ist als E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Lassen Sie sich diesen Ostfrieslandkrimi nicht entgehen.
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief zu Kommissarin Femke Peters erfahren.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de