Interview zum Buch »Raddampfermord in Carolinensiel«
1. Ihr neues Buch »Raddampfermord in Carolinensiel« ist erschienen. Worum geht es in Ihrem neuen Krimi?
Rolf Uliczka: Ein Hund spürt beim Gassigehen mit seinem Herrchen am frühen Morgen eine tote Frau auf dem beliebten Fahrgastschiff Concordia II im Carolinensieler Museumshafen auf. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um die am Vorabend als entführt gemeldete Oberstaatsanwältin Ulrike Naumann handelt.
Jeder Mord ist für polizeiliche Ermittler eine Herausforderung. Aber der Mord an einer Staatsanwältin ist noch mal ein ganz spezieller Fall, mit ganz besonderen Fragestellungen: Handelt es sich bei der Tat um einen Racheakt von jemandem, den die Staatsanwältin vor einiger Zeit ins Gefängnis gebracht hat, oder geht es um einen aktuellen Fall? Handelt es sich vielleicht sogar um einen extremistischen Anschlag oder steckt ein privates Motiv dahinter?
Für das Kripoteam in Wittmund mit den Kommissaren Bert Linnig und Nina Jürgens stellt sich aber zunächst die Frage, ob sie in diesem Fall überhaupt die Zuständigkeit behalten. Denn ein Angriff auf eine Staatsanwältin könnte auch ein Angriff auf die Gewaltenteilung in unserer Demokratie – Legislative, Exekutive und Judikative – sein. Dementsprechend sind sofort auch andere Staatsorgane involviert, mit dem Ergebnis, dass die Kripo Wittmund dennoch in enger Kooperation vor Ort die Zuständigkeit behält.
Schon sehr bald verfügen die Ermittler über Indizien, die unabhängig voneinander jeweils für Prozesse gegen zwei Hauptverdächtige ausreichen würden. Aber das wäre ein Täter zu viel. Für die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens ein Paradoxon, was für sie die Frage aufwirft: Und wenn es doch keiner von beiden war?
2. Ulrike Naumann hat sich aus der Großstadt ins beschauliche Ostfriesland versetzen lassen. Ist so eine Entscheidung nicht ein ziemlicher »Karrierekiller«?
Rolf Uliczka: In diesem Fall muss die Frage mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden. Dabei war die ehrgeizige Oberstaatsanwältin sich ihrer guten Chancen, eines Tages sogar noch den Posten einer Generalsstaatsanwältin zu erreichen, durchaus bewusst. Daran hatte sie ihre ganze Lebensphilosophie ausgerichtet, was letztlich sogar zum Scheitern ihrer eigenen Ehe führte.
Aber durch ihre Ermittlungen war plötzlich nicht nur ihr eigenes Leben, sondern vor allem auch das Leben einer Freundin in Gefahr geraten. Dies hatte sie schließlich bewogen, sich auf einen frei gewordenen Dienstposten nach Ostfriesland versetzen zu lassen, in der Hoffnung, damit sich und vor allem auch ihre Freundin aus der Schusslinie zu nehmen. Hat sie am Ende vielleicht doch ihre Vergangenheit eingeholt?
3. Im Laufe der Geschichte erfahren die Leserinnen und Leser eine ganze Menge über das Mordopfer, das sich mitten in der Karriere als Staatsanwältin frisch verliebt hat. War es Ihnen wichtig, dem Thema »neue Liebe im mittleren Alter« in diesem Kriminalroman einmal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken?
Rolf Uliczka: Ja, richtig erkannt! Wenn man sich die Scheidungsquote in Deutschland anschaut, dann erkennt man unschwer, dass die Frage nach einem zweiten Glück für viele Menschen eine große Bedeutung hat.
In unzähligen Personalgesprächen bei der Bundeswehr wurde ich nicht nur mit den negativen Trennungsfolgen – die durch bedarfsorientierte Versetzungs- und Standortentscheidungen der Personalführung entstanden – konfrontiert, sondern erfuhr auch nicht selten von den positiven Erfahrungen, die sich aus neuen Verbindungen ergeben hatten. Bei unseren Offizieren hieß es dann schon mal: »Der Kamerad erlebt gerade seinen zweiten Frühling!«
Fazit für alle diejenigen, die einen Weg in das zweite Glück suchen: Es gibt immer eine Chance! Man muss sie nur finden und ergreifen! Das war unserer eigentlich sehr ehrgeizigen Juristin und ihrer neuen großen Liebe, der sie unversehens bei einer Wattwanderung im ostfriesischen Wattenmeer von Harlesiel nach Spiekeroog begegnet war, gelungen. Umso tragischer das tödliche Ende beim Raddampfer Concordia in Carolinensiel.
4. So eine gemütliche Fahrt mit einem historischen Raddampfer ist ja etwas unglaublich Entschleunigendes. Waren Sie selbst schon mal mit der ›Concordia‹, die in diesem Krimi zum Schauplatz wird, unterwegs?
Rolf Uliczka: Ja, das war ich, und Entschleunigung ist da genau der richtige Begriff. An die Fahrt erinnere ich mich sehr gut. Es war ein wunderschöner Sommertag, und ich stellte mir vor, dass unsere Oberstaatsanwältin mit ihrer neuen Liebe, Bennek Watermülder, im Café Heimathafen verabredet war. Eigentlich hätten sie auf der Terrasse vor dem Café – oberhalb des Liegeplatzes der Concordia II – im Strandkorb neben mir und meiner Frau Platz genommen haben können.
In meiner Vorstellung hörte ich Bennek zu Ulrike sagen: »Das Café ist für seine tollen riesigen Torten bekannt. Und nach dem Kaffeetrinken machen wir eine Raddampferfahrt mit der Concordia auf der Harle bis zum Yachthafen in Harlesiel.«
Ich hätte Bennek bestätigen müssen, er hätte Ulrike nicht zu viel versprochen. Die Torten waren mächtig gewesen, und jetzt gingen meine Frau und ich in meiner Vorstellung hinter den beiden Juristen auf das Oberdeck des Raddampfers Concordia II. Fast lautlos drehten sich die großen Schaufelräder in ihren dominanten Aufbauten links und rechts der Dampfermitte unterhalt des Oberdecks.
Nachdem wir den malerischen Museumshafen von Carolinensiel mit seinen historischen Plattbodenschiffen hinter uns gelassen hatten, zogen die schmucken Häuschen, die das Harleufer säumen, gemächlich vorbei. Dann tauchte linker Hand die Schwimmbadanlage der Cliner Quelle auf.
Als wir die Friedrichschleuse durchfuhren, hörte ich in meiner Vorstellung, wie Ulrike ihrem Bennek zuraunte: »Das ist ja wirklich Millimeterarbeit des Kapitäns!« Kurz darauf hörte ich sie dann sagen: »Das ist ja eine tolle Idee, die schmucken Häuschen da das ganze rechte Ufer entlang bis zum Yachthafen auf Stelzen in die Harle zu bauen!«
Bennek hätte ihr dann als Einheimischer antworten können: »Das sind die Harleperlen, die zum Teil als Ferienhäuschen vermietet werden. Die haben sogar alle einen eigenen Steg für eine kleine Motor- oder Segelyacht. Und dahinten hinter der Harlesiel-Marina ist bei der Schleuse und beim Mündungsschöpfwerk am Deich zum Wattenmeer der Anlegesteg der Concordia. Von dort fahren wir dann gleich wieder zurück nach Carolinensiel.« So haben es meine Frau und ich auch gemacht.
Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi
Eine Leiche auf dem Ausflugsschiff Concordia!
Ulrike Naumann wird vor ihrem eigenen Haus brutal entführt. Wenig später werden die schlimmsten Befürchtungen Gewissheit: Die Staatsanwältin, die sich erst vor Kurzem ins beschauliche Ostfriesland hat versetzen lassen, wird auf dem Raddampfer Concordia II. in Carolinensiel ermordet aufgefunden. Hat ein Krimineller, den Ulrike einst ins Gefängnis brachte, Rache geübt? Oder hat die Tat doch einen persönlichen Hintergrund? Besonders tragisch: Erst vor Kurzem hatte Ulrike endlich ihre große Liebe gefunden. Die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig von der Kripo Wittmund stehen schon bald vor einer paradoxen Situation. Es gibt nämlich gleich zwei Hauptverdächtige mit einem starken Motiv, und bei beiden würden die belastenden Indizien locker für einen Prozess ausreichen. Aber zwei Täter ist einer zu viel. Und außerdem können die ostfriesischen Ermittler nicht einmal die Möglichkeit ausschließen, dass keiner der beiden die Staatsanwältin auf dem Gewissen hat und im Hintergrund ein lachender Dritter die Fäden zieht …
Der Ostfrieslandkrimi »Raddampfermord in Carolinensiel« ist als Taschenbuch und E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Kommissare Witte und Fedder können Sie im Steckbrief erfahren.