„Der Upstalsboom“ – ein wichtiger Ort in Andrea Kliers Ostfrieslandkrimi „Ostfriesische Gier“
Der Upstalsboom
„Ostfriesische Gier“ ist der achte Ostfriesenkrimi aus der beliebten Krimireihe um Kultkommissar Hauke Holjansen. Diesmal kommt ein junges Mädchen zu Tode. Die Umstände sind äußerst mysteriös.
Geschickt verwebt die Autorin Andrea Klier in diesem Krimi die Geschichte des Upstalsbooms, der mittelalterlichen Versammlungsstätte der Friesen, mit einem ungewöhnlichen Mordfall.
Die Leiche von Elske Bracks wurde bei der steinernen Pyramide am Upstalsboom gefunden. Dieser Ort ist ein friesischer Mythos, ein einzigartiges Symbol der Friesischen Freiheit …
Der Upstalsboom (niederländisch Opstalboom, altfriesisch Opstallisbaem) war während der Zeit der Friesischen Freiheit im 13. und 14. Jahrhundert die Versammlungsstätte der Abgesandten der friesischen Landesgemeinden, der Sieben Seelande. Sie regelten dort das Zusammenleben innerhalb der Landesgemeinden und vertraten den Bund politisch nach außen. Seit 1833 erinnert eine Steinpyramide an diese Zusammenkünfte. In der Zeit des Nationalsozialismus sollte das Gelände zu einem Thingplatz umgestaltet werden. Diese Pläne kamen aber nicht mehr zur Ausführung, so dass das Aussehen des Geländes seit 1879 weitgehend unverändert ist. (Quelle: Wikipedia)
Hauke Holjansens Tante Lina Matern steht in den Romanen von Andrea Klier für ihre Leidenschaft für Astrologie und Okkultismus. Übersinnliche Visionen hat Lina am Upstalsboom – es handelt sich in der Esoterik um einen Kraftort, einen Platz mit besonders starker Energie …
[…] Lina Matern bog im Ortsteil Rahe rechts von der Landstraße nach Oldersum in die Straße ‚Zum Upstalsboom‘ ab. Nach dem gemütlichen Frühstück bei einer Bekannten in Aurich musste sie sich jetzt auslaufen. Dem angenehm warmen Aprilwetter konnte sie einfach nicht widerstehen.
Den Wagen hatte sie bei ihrer Bekannten vor dem Haus stehen lassen, nun schob sie ein schmiedeeisernes Tor auf, das den Zugang zu einer langen Allee eröffnete […] Urplötzlich zogen Bilder an ihr vorüber, eine Pyramide aus Stein, dann blitzte es golden auf. Das goldene Etwas formte sich kreisrund und verwandelte sich in fließendes Rot. Eine Faust, die etwas umschloss, streckte sich ihr entgegen, dann schreckte sie der Schrei einer Krähe auf und die Bilder verschwanden.
Was war das?, dachte Lina und strich sich über die Stirn.
War das eine Vision oder nur das Zusammenspiel von Schatten und Licht? Ein merkwürdiges Empfinden machte sich in ihr breit und verhinderte, dass sie sich von der Stelle rührte.
Die Pyramide, dachte Lina und riss sich zusammen. Zutiefst beunruhigt setzte sie ihren Weg fort. Sie schritt die Allee entlang und folgte der Promenade, die etwa einen halben Kilometer später nach rechts bog und den Blick auf die drei Meter hohe Pyramide freigab.
Das Denkmal von 1833 stand auf einem kleinen Hügel inmitten einer Rasenfläche, weiter hinten führte der Weg in einen kleinen Landschaftspark mit leicht schlängelnden und unbefestigten Fußwegen. Lina beeilte sich, um den Hügel zu erreichen, das Upstalsboom, die Versammlungsstätte aus längst vergangenen Zeiten. […]
Das Auffinden der Leiche
[…] „Jetzt ist es kurz nach eins, Todeszeitpunkt also zwischen zehn und elf“, rechnete Sven. „Das, was sie in der Hand festhält, schimmert golden.“
Sonja blickte zu Hauke auf. Er nickte nur und schlüpfte in Plastikhandschuhe. Sonja öffnete mit geübtem Griff die Faust der Toten.
Hauke zog das goldene Etwas heraus und hielt es hoch. Die Münze zeigte auf der einen Seite den Upstalsboom mit einem Ritter darunter, auf der anderen Seite war der Kopf von Georg dem Fünften, dem ehemaligen König von Hannover, zu sehen.
„Das ist ein Upstalsboom-Taler in Gold.“
„Stimmt“, bestätigte Sven und reichte ihm eine Tüte. „Wenn ich mich nicht irre, wurden die Originalmünzen 1866 fertiggestellt. Wegen des fünfzigjährigen Jubiläums der Zugehörigkeit Ostfrieslands zum Königreich Hannover. Mein Onkel sammelt Münzen, laut ihm waren diese Taler damals schon bei den Sammlern so beliebt, dass sie bis auf wenige Ausnahmen kaum in den laufenden Zahlungsverkehr gekommen sind.“
„Und, ich glaube, es war 1982“, ergänzte Hauke, „da ließ die Ostfriesische Landschaft Nachprägungen in Feinsilber herstellen, die mittlerweile vergriffen sind.“ […]
Hauke überlegte. „Damals hatte die Münze den Wert von einem Taler, also einem Pfund. Silber bringt nicht allzu viel ein, allerdings zählt sie für Liebhaber und Münzsammler zu den schönsten deutschen Münzen. Ein Fanatiker, dem genau so ein Stück in seiner Sammlung noch fehlt, könnte durchaus daran interessiert sein. Allerdings wurde ihr die Münze nicht entwendet.“
„Das wurde vielleicht versucht und schlug fehl“, gab Sonja ihm zu bedenken. „Sie hat die Münze noch im Todeskampf festgehalten, bestimmt hat sie ihr viel bedeutet.“ […]
Hauke fragt Frieso Tammen nach dem Upstalsboom-Taler:
„[…] Hatte Elske eine Beziehung zum Upstalsboom?“
„Hundertprozentig, und zwar wegen mir. Durch meine Vorträge wusste sie von der Friesischen Freiheit und wann das Denkmal dort erbaut wurde. Sie mochte diesen Ort und seine Geschichte. Elske war schüchtern und zurückhaltend, insgeheim hat sie sich aber immer ein wenig nach mehr Freiheit für sich selbst gesehnt.“ […]
Format: E-Book
Genre: Ostfrieslandkrimi
ISBN: 9783955735036
Preis: 3,99 Euro
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Zum Inhalt von „Ostfriesische Gier“:
Am Upstalsboom in Aurich wird die erst siebzehnjährige Elske ermordet aufgefunden, einen goldenen Taler fest umklammert in der Hand. Schnell wird klar: Der Fundort ist nicht der Tatort. Doch wer hat die Tote zum Upstalsboom gebracht, der symbolträchtigen friesischen Versammlungsstätte aus längst vergangenen Zeiten?
Hauptkommissar Hauke Holjansen und seinem Kollegen Sven Ohlbeck offenbart sich ein erschreckendes Geflecht aus Gier, Bestechung und Leid. Die Spur der Ermittlungen führt ausgerechnet zu Edo Boysen, dem Chef des örtlichen Jugendamts und einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Aurichs. Doch nicht nur er gerät ins Visier der Fahnder, sondern auch Elskes eigene Freunde und ihre Familie.
Die Lösung des Falls könnte in einem mysteriösen zweiten goldenen Taler liegen, den Elske vor allen verbarg und der seit ihrem Tod spurlos verschwunden ist …
Wir wünschen euch ein spannendes Lesevergnügen mit „Ostfriesische Gier“ von Andrea Klier und dem friesischen Mythos vom Upstalsboom.
Euer Team von www.ostfrieslandkrimi.de