Ostfrieslandkrimi-Autorin Julia Brunjes beantwortet uns einige Fragen zu ihrem neusten Titel um einen bemalten Toten und einer verschwundenen Beute.
»Kreidemord auf Langeoog« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Worum geht es?
Julia Brunjes: Kommissarin Fenja Bruns von der Polizei Langeoog wird mit einem bizarren Leichenfund konfrontiert: Ein unbekleideter, aber mit viel Körperbemalung versehener Toter liegt neben einer Frühstückspension mitten in dem idyllischen Urlaubsort. Nicht nur die ruppige Pensionswirtin Sonja Liebscher scheint mehr über das Mordopfer zu wissen, als sie zunächst zugibt. Sein Name lautete Nils Lohkamp, und er verdiente sein Geld als Pflastermaler – oder gab es für ihn noch weitere Geldquellen? War er nicht nur ein Kreide-, sondern auch ein Verführungskünstler? Ist ihm sein gutes Aussehen vielleicht sogar zum Verhängnis geworden? Fenja und ihr smarter Polizeikollege Jonte Visser müssen wieder eine harte kriminalistische Nuss knacken, bevor sie den Fall aufklären können.
Tatsächlich gibt es sogar professionelle Pflastermaler und Kreidekünstler. Was hat Sie zu diesem Thema für Ihren neuen Krimi inspiriert?
Julia Brunjes: Ich habe in der schönen Fußgängerzone von Leer in Ostfriesland vor einigen Monaten einen Pflastermaler beobachtet, der sich hoffentlich noch bester Gesundheit erfreut. Er hat allerdings nicht wie Nils Lohkamp im Buch den »Mann mit dem Goldhelm« auf den Boden gebannt, sondern die »Nachtwache« von Rembrandt. Es steckt viel Arbeit darin, ein solches Gemälde mit Kreide nachzumalen. Und weil das Motiv sehr bekannt ist, können viele Menschen nachvollziehen, ob die Pflasterkopie gelungen ist oder nicht. Meine Fantasie wurde jedenfalls sofort angeregt. Ich dachte mir, dass ein Kreidekünstler gewiss viel herumkommt und vielleicht Dinge aufschnappt, die ihm zum Verhängnis werden könnten … und schon war die Idee für einen Krimi entstanden.
Aber bei Nils Lohkamp scheinen die Dinge etwas anders zu liegen. Er betätigte sich zwar unmittelbar vor seiner Ermordung als Pflastermaler auf Langeoog, verfügte aber womöglich über eine Raubesbeute von mehreren Hunderttausend Euro. – Was wollte er wirklich auf der Insel?
Julia Brunjes: Genau diese Fragen stellen sich auch Fenja und Jonte. Sie finden schnell heraus, dass es bei dem Raubüberfall, wegen dem Lohkamp eine Haftstrafe verbüßen musste, angeblich einen Komplizen gegeben haben muss. Und die Beute scheint verschwunden zu sein. Ob es zu einem fatalen Zusammentreffen zwischen Lohkamp und seinem Mittäter kam? Das wäre jedenfalls ein überzeugendes Mordmotiv. Die Polizisten bekommen vom Bewährungshelfer einen Hinweis, der ihre Ermittlungen in eine völlig neue Richtung lenkt …
Die Pension, neben der Lohkamps Leiche gefunden wird, trägt den Namen »Cutty Sark«. Was hat es mit diesem ungewöhnlichen Namen auf sich und gibt es einen Zusammenhang zum Mordfall?
Julia Brunjes: Die »Cutty Sark« war ein Schiff, genauer gesagt ein Tee- und Wollklipper. Solche Schiffe wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert für den Handel mit Fernost eingesetzt. Benannt ist der stolze Segler nach dem kurzen Hemdchen (»Cutty Sark«) der schönen Hexe Nannie aus einem Werk des schottischen Schriftstellers Robert Burns. Viele Gastronomiebetriebe auf den Inseln und an der Küste geben sich ja maritime Namen, wobei andere Schiffe wie die »Gorch Fock« oder die »Black Pearl« aus »Fluch der Karibik« eher als Namensgeber dienen … Aber die Hexe ist eben die Galionsfigur der »Cutty Sark« – und ich dachte mir, dass die beim Bodypainting auf Lohkamps Bauch gemalte Zauberin einen Hinweis auf den Betrieb von Frau Liebscher darstellen könnte. Und Jonte würde vielleicht auch die Pensionswirtin selbst als »Hexe« bezeichnen …
Seit fast 20 Jahren sind Ostfrieslandkrimis zunehmend populär. Würden Sie sagen, das Genre hat sich mit der Zeit verändert, oder ist es eine Konstante in sich wandelnden Zeiten?
Julia Brunjes: Ich glaube, der Ostfrieslandkrimi ist vielfältiger geworden – manche Romane gehen in Richtung Humor, andere sind düsterer und blutiger. Ein Vertreter der allerersten Autorengeneration – nämlich Theodor J. Reisdorf – ist ja schon 2015 verstorben. Andere Autorinnen und Autoren sind seit Jahren dabei und haben jeweils ihre feste »Fangemeinde« – wozu sicherlich auch die zahlreichen TV-Adaptionen von Küstenkrimis beigetragen haben. Ich selbst habe ja bereits 2016 meinen ersten Krimi mit Mona Sander und Enno Moll im Klarant Verlag veröffentlichen dürfen, wobei ich für diese Chance noch heute dankbar bin. Es ist ein Genre, in dem sich viele Autoren ausprobieren – ob jeder von ihnen dann am Ball bleibt, wird die Zeit zeigen. Wichtig ist, eine eigene und unverwechselbare »Handschrift« zu haben, die von der Leserschaft wiedererkannt und geschätzt wird.
Klappentext:
»Am Jakob-Pauls-Weg liegt ein kunterbunter Toter!« Die frühsommerliche Idylle auf der Insel Langeoog wird jäh getrübt: Neben der Pension Cutty Sark liegt ein strangulierter Mann, auffällig bemalt mit den schillerndsten Motiven.
Das Opfer Nils Lohkamp war ein talentierter Pflastermaler, der mit seinen farbenfrohen Kreidebildern die Langeooger Bürgersteige verschönerte. Doch hinter der bunten Fassade verbirgt sich ein düsteres Geheimnis: Lohkamp wurde erst vor zwei Wochen aus dem Gefängnis entlassen – wegen schweren Raubes. Von der Beute in Höhe von einer halben Million Euro fehlt weiterhin jede Spur.
Hat sein Komplize ihn aus dem Weg geräumt, da er das Geld für sich alleine haben wollte? Führen die Bilder, die auf den Körper des Opfers gemalt wurden, zum Mörder? Und welche Rolle spielt die Frau, die wütend die Kreide des Pflastermalers in der Mülltonne entsorgte? Je tiefer die Inselkommissare Fenja Bruns und Jonte Visser in den Fall eintauchen, desto größer werden die Fragezeichen …
Der Ostfrieslandkrimi ist als E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de