Hans-Rainer Riekers: Ein Beziehungsdrama in Ostfriesland? Doch es geht um viel mehr!

Hans-Rainer Riekers hat jetzt seinen neuen Ostfrieslandkrimi »Johannismord« im Klarant Verlag veröffentlicht. Zu dem siebten Fall mit den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.

Ihr neuer Ostfrieslandkrimi »Johannismord« ist erschienen. Was erwartet den Leser?

Hans-Rainer RiekersHans-Rainer Riekers: Ich denke, jeder von uns kennt dieses Gefühl. Beim Aufräumen alter Schubladen oder Schränke kommt einem ein Brief in die Hände, der vor vielen Jahren geschrieben wurde. Der Absender lebt schon längst nicht mehr, doch wenn man den Brief liest, ist er einem plötzlich gegenwärtig und Wehmut ergreift von einem Besitz. Wie bedrückend muss es dann erst sein, wenn jemand in Angesicht seines nahenden Todes einen Brief schreibt und dafür sorgt, dass dieses Scheiben erst nach seinem Ableben zugestellt wird.

Genau so ergeht es Grote und er ist nicht bereit, sich mit der Botschaft, die ihn erreicht, zu beschäftigen. Doch Stine hat ihren Chef mittlerweile fest im Griff und gibt nicht nach. Sie ist von dem Inhalt dieses Briefes zutiefst emotional berührt und erreicht es tatsächlich, dass zwei zurückliegende Kriminalfälle wieder aufgerollt werden.

Anfänglich schaut alles nach einem Beziehungsdrama aus, das vor Jahren unter dem Namen »Johannismord« die Menschen in Ostfriesland erschütterte, doch dann kommt alles anders. Es geht um sehr viel mehr in diesem Fall. Menschen, die ihre Interessen rücksichtlos vertreten, und dabei über Leichen gehen.

Die Handlung ist besonders spannend, wendungsreich und durch eine Prise Humor gewürzt. Wie immer habe ich großen Wert darauf gelegt, dass der Verlauf der Ermittlungen logisch und nachvollziehbar ist. Den Mörder, der wundersam am Ende der Handlung wie ein Kaninchen aus dem Zylinder gezogen wird, gibt es bei mir nicht.

Der »Johannismord« ist ja eigentlich schon aufgeklärt, der Täter überführt, verurteilt und verstorben. Was für Gründe können die Polizei dazu bewegen, einen solchen Fall wieder aufzunehmen?

Ostfrieslandkrimi Recherche in der Polizeiinspektion Leer/EmdenHans-Rainer Riekers: Kurz gesagt: Eigentlich gar nichts! Die Entscheidung, ob ein abgeschlossenes Verfahren wieder aufgenommen werden soll, obliegt nicht der Polizei, sondern der Justiz. Anders ist es bei den »Cold Cases«, alten Fällen, in denen kein Täter ermittelt werden konnte.

Das kann die Polizei aus eigenem Antrieb veranlassen. Ein solcher Fall liegt hier allerdings nicht vor. Deshalb weigert sich Polizeidirektor Reiners, Grote und Lessings Vorgesetzter, anfangs, den Ermittlungen zuzustimmen. Erst durch einen Trick gelingt es Stine, ihm das »Okay« abzuringen. Wenig später kommt dann ja auch Staatsanwältin Theda Siefken mit ins Boot. Ohne sie ginge gar nichts.

Natürlich bleibt Roman immer Roman, so sehr ich mich auch bemühe, möglichst nah an der Realität zu bleiben. Aber das reale Polizeileben würde die Leser vermutlich nicht begeistern. So spannend wie in meinen Krimis, ist es nur selten.

Im echten Leben bedürfte es wohl ein wenig mehr als eines skurrilen Briefes, um personelle Ressourcen zu binden.

In dem Roman taucht das »Projektteam Küste« auf. Worum handelt es sich dabei und gibt es dafür reale Vorbilder?

Wattenmeer HarlesielHans-Rainer Riekers: Das ist eine brisante Frage. Denn wenn ich sie erschöpfend beantworte, würde ich zu viel verraten. Deshalb erst einmal nur so viel: Es geht um ein Tourismus-Projekt an der Küste und Geld, sehr viel Geld, was damit verdient werden kann. Tatsächlich gibt es dazu ein reales Vorbild, etwas kleiner als im Roman beschrieben, aber es existiert und hat mich auf die Idee zu diesem Roman gebracht. Wer mag, kann gerne mal im Internet nach der »Nordsee-Lagune« suchen. Aber bitte erst, nachdem man den Roman gelesen hat.

Ich bemühe mich in meinen Krimis sehr, bei aller ostfriesischen Folklore, zeitgenössisch zu sein. Natürlich haben auch gemütliche Ostfrieslandkrimis nach dem Motto: »Wer tat Leuchtturmwärter Hansen den Tee in den Rum« ihre Berechtigung, doch ich mag es moderner. Ostfriesland ist kein von kauzigen Menschen, Möwen und Kühen bewohntes Paradies. (Seehunde nicht vergessen!)

Meine bisherigen Krimis drehten sich natürlich auch um menschliche Schwächen wie Habgier und Rache. Doch auch andere Dinge spielten eine Rolle, so die Sprengung von Geldautomaten, illegale Giftmüllentsorgung und ein Raubüberfall auf einen Geldtransport. Momentan arbeite ich an zwei weiteren Projekten. Da geht es um einen Kunstdiebstahl (Dresden lässt grüßen) und ein Windrad-Unglück. Alles Dinge am Puls der Zeit.

Stefan Grote und Stine Lessing sind ein gutes Team, aber bei ihrer Arbeit sind sie nicht allein, könnten Sie uns diejenigen vorstellen, die auch sonst zu dem Erfolg der Sonderermittler aus Aurich beitragen?

Hans-Rainer Riekers: Stefan Grote und Stine sind inzwischen zu einem guten Team zusammengewachsen. Da ist auf der einen Seite der erfahrene Hauptkommissar in den besten Jahren, sportlich, stressfest, manchmal aber auch ein wenig unsensibel. Auf der anderen Seite die junge Kriminalkommissarin Stine. Sie ist emotional, kess, nascht für ihr Leben gern und verfügt über einen unerschöpflichen Fundus an Zitaten, mit denen sie ihren Chef gelegentlich foppt. Ihre größte Stärke jedoch ist ihr scharfer Verstand und die Fähigkeit, analytisch zu denken.

Anfänglich war Grote von der sehr zierlichen und modeaffinen Kriminalanwärterin mit dem feuerroten Bob-Schnitt nicht so recht überzeugt, doch ihre damalige, gemeinsame Arbeit am »Dünenhausmord« brachte sie auf tragische Weise zueinander. Seitdem haben sich beide verändert und sind von Fall zu Fall enger zusammengewachsen. Um die besondere Beziehung zwischen den beiden zu verstehen, empfehle ich immer, zuerst den »Dünenhausmord« zu lesen. Das, was dort geschah, wirkt auch jetzt noch, in ihrem siebten Fall, nach. Natürlich kann man den »Johannismord« auch losgelöst davon lesen, aber der »Dünenhausmord« erklärt einiges.

Eigentlich arbeiten die beiden allein, doch im Laufe der Zeit haben sie mit drei Kollegen Freundschaft geschlossen. Einer davon ist »Skipper«, mit richtigem Namen Harm Petersen. Er ist ein Kriminaloberkommissar aus Emden, der auf seiner Segeljacht »Antje D.« im Emder Hafen lebt. Auf Kleidung legt er keinen Wert und schaut stets aus, als käme er gerade von einer Weltumseglung zurück. Der Mittfünfziger hat das Herz auf dem rechten Fleck und springt Grote und Stine besonders zur Seite, wenn maritimer Sachverstand gefordert ist. Doch auch sonst ist auf ihn Verlass, außerdem ist er ausgebildeter Brandermittler.

Dann gibt es noch zwei junge Streifenpolizisten aus Leer, Frauke Hattinga, Tochter eines ostfriesischen Bauern, und Sören Gueres. Sein Vater ist Portugiese, die Mutter eine Deutsche mit dänischen Wurzeln. Die beiden fahren gemeinsam Streife und sind sehr unterschiedlich. Vielleicht eine Laune der Natur, denn die Ostfriesin ist temperamentvoll und ungeduldig, ihr Kollege hingegen, trotz seines südländischen Blutes in den Adern, die Ruhe in Person und durch nichts zu erschüttern. Gelegentlich kommt der Verdacht auf, die beiden würden privat gut zu zusammen passen, doch noch hatte keiner von beiden den Mut, einen diesbezüglichen Vorstoß zu unternehmen.

Und dann gibt es da noch zwei sehr besondere Personen, die immer wieder auftauchen: Da wäre Professor Hellinghaus, Leiter der Pathologie des LKA-Hannover. Eine wahre Koryphäe mit grobem Humor, dem es diebische Freude bereitet, Stine, die er sehr schätzt, mit makabren Geschichten zu erschrecken.

Außerdem ist da noch die Staatsanwältin Theda Siefken. Eine leidenschaftliche Jägerin, die nach Grotes Meinung alles wegballert, was den Kopf aus dem Gebüsch steckt. Sie trägt sommers wie winters ihren Lodenmantel mit passendem Jägerhut, rast mit einem roten Austin Mini durch die Gegend und bedroht die beiden Ermittler gelegentlich mit dem Tode. In Wahrheit allerdings ist sie eine treue Seele und immer zur Stelle, wenn Grote und Stine Hilfe brauchen. Man muss sie nur kennenlernen.

Nicht alle Personen tauchen in jedem Roman auf, doch zum erweiterten Team zählen sie allemal.

 Klappentext zum Ostfrieslandkrimi von Hans-Rainer Riekers

Ostfrieslandkrimi Johannismord von Hans-Rainer Riekers»Sehr geehrter Herr Grote. Wenn Sie dies lesen, weile ich nicht mehr unter den Lebenden!«

Eine äußerst makabre Botschaft trifft bei den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing in Aurich ein. Der kürzlich verstorbene »Johannismörder« Hajo Alsen erklärt in einem Brief, unschuldig am Tod seiner Partnerin zu sein, und bittet Stefan Grote, der bei seiner Verhaftung dabei war, den Fall wieder aufzunehmen, um den wahren Täter zu ermitteln. Dann behauptet er auch noch, dass es nicht bei einem Mord in Harlesiel geblieben ist. Nach anfänglichem Zögern lässt Grote sich von Stine schließlich dazu überreden.  Kaum dass sie die Arbeit aufgenommen haben, überschlagen sich bereits die Ereignisse. Ein tragischer Todesfall erweist sich als Mord und ein ostfriesisches Bauernhaus im geht in Flammen auf. Der einzige Hinweis auf den Täter ist die verschwommene Kameraaufnahme eines Mannes mit einem Gehfehler. Eigentlich ein guter Ermittlungsansatz – doch die Suche nach dem »Hinkebein«“ scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein. Bald merken die Kommissare, dass hinter den ganzen Vorgängen eine Gruppe skrupelloser Menschen steckt, die entschlossen sind, ihre Ziele mit allen Mitteln zu verwirklichen …

Der Ostfrieslandkrimi »Johannismord« ist als E-Book und Taschenbuch bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:

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Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.

Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief erfahren.

 

Viel Freude beim Lesen wünscht

Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de