Unter der Rubrik „Wusstet Ihr schon …“ bringen wir Wissenswertes über unsere Autorinnen und Autoren!
Heute: Rolf Uliczka
Wo kommen Ihre Ideen für die Ostfrieslandkrimis her?
Oft stammen die Ideen aus dem aktuellen Tagesgeschehen. Wobei dies zumeist im Plot erst dem jeweiligen „Tatort“ fiktiv zugeordnet wird. Getreulich eines ungeschriebenen Leitspruches der Boulevardberichterstattung: „Es muss nicht immer tatsächlich so gewesen sein, aber es muss immer so gewesen sein können!“ Wobei es sich bei meinen Büchern um Kriminalromane und keine Berichterstattung handelt. Daher ist die Fiktion sogar gewollt, nur dass bei mir hin und wieder auch ein Quäntchen Wahrheit dahinter steckt. Das kann dann auch schon mal die gewählten Figuren betreffen. Nur das verwendete öffentliche reale Lokalkolorit soll schon bei meinen lieben Leserinnen und Lesern ein wenig Urlaubsgefühle hervorzaubern. Manchmal sind die Ideen aber auch bereits beim Schreiben der Vorgänger-Romane entstanden.
Beobachten Sie Menschen um Inhalte für Ihre Charaktere zu finden?
Für einen ehemaligen Personaler, gehörte die Beobachtung von Menschen zu den wichtigsten Entscheidungskriterien. Dabei setzten sich bei mir die „Beobachtungen“ aus Auswertungen von Zeugnissen und Beurteilungen, erworbenen Qualifikationen, psychologischen Testergebnissen und insbesondere auch persönlichen Gesprächen – mit den Betroffenen und zum Teil auch deren Ehe- oder Lebenspartnern – zusammen. Dadurch erhielt ich zumeist einen sehr umfassenden Eindruck der jeweiligen Persönlichkeit und des Charakters. Da damit auch Standortentscheidungen (Deutschland weit und zum Teil auch nach USA) für die Betroffenen und deren Familien verbunden waren, erhielt ich darüber hinaus in den Personalgesprächen auch Einblicke in deren Umfeld und Lebenssituationen. Die Legitimation dieser „Beobachtungen“ bestand darin, ein Eignungs- und Fähigkeitsprofil zu finden, welches möglichst optimal zu dem jeweiligen Anforderungsprofil einer bestimmten Verwendung und Tätigkeit passen sollte. Da die Herkunft der Betroffenen und ihre künftigen Einsatzorte sich auf ganz Deutschland verteilten, lernte ich auch landsmannschaftliche Unterschiede kennen, was durch eigene längere Aufenthalte in mehreren Bundesländern noch verstärkt wurde. Das bedeutet, dass viele meiner Protagonisten und Antagonisten, bezogen auf ihre Wesens- und Charakterzüge, keine Fiktion sind. Man könnte fast sagen, sie sind – wie ein Avatar – in eine fiktive Handlung eingebaut. Wobei ich immer darauf achte, dass die Personenbeschreibungen und Begleitumstände keine Rückschlüsse auf bestimmte reale Personen zulassen. Ausnahmen gibt es allerdings, wenn – mit ausdrücklichem schriftlichen Einverständnis – reale Persönlichkeiten sich selbst in einer fiktiven Romanrolle spielen und dabei dann auch im Vorspann des Buches namentlich genannt werden.
Wie bauen Sie die Geschichte um einen Mord auf?
Zunächst entsteht ein Grundkonzept in einem Exposé. Die einzelnen Handlungsstränge entwickeln sich dann zumeist aus willkürlichen oder auch unwillkürlichen Handlungen und Ereignissen, die zu – sich daraus zwingend ergebenden – Folgen führen. Zum Beispiel: Ein Leichenfund mit einem eingeschlagenen Schädel führt zwangsläufig sofort zu einem Einsatz der Kripo. Der Leichenfund eines toten Rentners in seiner Wohnung führt zunächst nur zur Alarmierung eines Notarztes. Wenn dieser dann Würgemerkmale findet, kommt die Rechtsmedizin und die Kripo zum Zuge. Ebenso zwangläufig ist aber in beiden Fällen der Einsatz der Spurensicherung. Damit sind Vergleiche von DNA-Spuren und Fingerabdrücken mit entsprechenden Referenzwerten die logische Folge. Dabei versuche ich den Handlungsabläufen der realen Polizeiarbeit nahe zu kommen. Dazu hole ich mir auch Rat bei Kommissaren aus meinem persönlichen Umfeld. Wobei aber immer noch gilt, dass Kriminalromane keine Tatsachenberichte sind und fachlich versierte Leser es mir nachsehen mögen, wenn ich für ihren Geschmack zu viel Fiktion eingesetzt habe.
Woher kommen die Spleens / Eigenschaften Ihrer Kommissare / Ermittler?
Wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, kommen auch diese aus meiner jahrzehntelangen beruflichen Erfahrung im Umgang mit Menschen. Allerdings gebe ich gerne zu, ich schreibe weder Komödien, noch Satire. Was nicht heißt, dass meine Protagonisten keine Spleens und keinen Humor haben. Aber der Umgang meiner Hauptprotagonisten untereinander ist in erster Linie teamorientiert. Und auch hier möge man es mir nachsehen, dass ich diesbezüglich meine ganz eigenen beruflichen Erfahrungen – die, wie bei der Polizei, aus einer ähnlichen Struktur des öffentlichen Dienstes stammen – einfließen lasse. Das heißt zum Beispiel, respektvoller Umgang mit einander, auch bei der Anrede. Es bedeutet aber auch, dass hohe Anforderungen an das Team, durch mindestens genauso hohe Ansprüche an die eigene Person des Teamleiters legitimiert sein müssen, wobei Fairness und Einfühlsamkeit zu den Tugenden eines Vorgesetzten gehören sollten. Dennoch darf es auch in meinen Krimis „menscheln“ und Fehler gehören auch dazu.
Was gefällt Ihnen an den Ostfriesen? Was macht Ostfriesland so besonders für Sie?
Nach zwölf Familienumzügen in verschiedenste Regionen Deutschlands, wurden meine Frau und ich zum ersten Mal bei einem Umzug – als Fremde von einheimischen Nachbarn – mit einem Willkommenskranz über der Haustür, sogar mit selbst mitgebrachtem Bier und Schnaps, herzlich willkommen geheißen. Zum ersten Mal erfuhren wir, welche Aufgaben der „Erste Nachbar“ hat. Dazu gehört zum Beispiel das „Organisieren“:
- einer solchen Begrüßung mit Willkommenskranz,
- des Aufstellens eines Themenschildes mit Jahreszahl bei runden Geburtstagen,
- bei Hochzeiten des Aufhängens von Kränzen und Aufstellens von Spalieren und vieles mehr.
Das hat meine Frau und mich sehr beeindruckt! Natürlich haben wir auch in anderen Regionen nachbarschaftlichen Zusammenhalt erlebt, aber nicht so, dass dieser sogar „instrumentalisiert als ungeschriebenes Gesetz“ zu gelten schien. Daher bin ich mal der Frage nachgegangen, was unterscheidet die ostfriesische Region von den meisten anderen? Mit einem Wort ausgedrückt: Der „Blanke Hans“. Sturmfluten drücken das Wasser über die Wasserläufe bis tief ins Binnenland. Nur aufzuhalten durch funktionsfähige Deiche und Siele. Dazu bedarf es, in einer Region wie Ostfriesland, eines bedingungslosen Zusammenhaltes aller Bewohner. Denn auch die Wasserläufe im Binnenland müssen eingedeicht werden. Daher gilt hier der plattdeutsche Spruch (hier auf Hochdeutsch): „Willst du nicht deichen, musst du weichen“. Das heißt vereinfacht ausgedrückt, das Hauptkriterium, ob auch ein Fremder willkommen war, war seine Bereitschaft auch die Deiche auf seinem Grundstück zu erstellen und in Stand zu halten. Es ist nun mal eine Tatsache, wenn auch nur ein einziger Landbesitzer seiner Verpflichtung zum Deichen nicht nachkam, bedeutete das für alle Bewohner „Land unter“! Hinzu kommt, dass flächendeckende riesige Moore, wie es sie in Ostfriesland gab und gibt, nur in Zusammenarbeit aller Landeigentümer und Pächter gemeinsam mühevoll entwässert und urbar gemacht werden konnten. Im Gegensatz dazu konnte in anderen Regionen Deutschlands es den Nachbarn völlig egal sein, ob einer ihrer Nachbarn aus ihrer Region z.B. seinen Wald rodete oder nicht rodete, um daraus Weide- oder Ackerland zu machen. Darüber hinaus mussten meine Frau und ich sehr schnell feststellen, dass es sich bei dem „mundfaulen Ostfriesen“ um einen Mythos handelt. Als Beispiel für einen sehr gesprächigen Ostfriesen mag der medienbekannte große Ostfriese aus Filsum gelten, der – jedenfalls nach unseren Beobachtungen – diesbezüglich schon sehr typisch war. Was nicht bedeuten soll, dass es keine mundfaulen Ostfriesen gäbe. Die gibt es aber nach unseren persönlichen Erfahrungen (12 Umzüge) auch in anderen Regionen Deutschlands, über die aber nicht Region übergreifend so viele Witze kursieren.
Für alle die jetzt neugierig geworden sind – hier gibt es weitere Informationen zu Rolf Uliczkas neuen Ostfrieslandkrimi:
Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi von Rolf Uliczka
Mitten in der Nacht brennt die Ukena-Villa in den Juister Dünen lichterloh! Für Gesine und Johann Ukena kommt jede Hilfe zu spät. Aufgrund der eindeutigen Beweise für eine vorsätzliche Brandstiftung haben Kommissarin Femke Peters und ihr Ermittlerteam einen neuen Mordfall. Folge der Spur des Geldes … Das Motiv scheint auf der Hand zu liegen, denn der alte Reeder Johann Ukena hatte sich gegen den Willen seiner eigenen Familie standhaft geweigert, Teile seines brachliegenden Grundstücks zu verkaufen. Nach seinem Tod hingegen ist der Weg frei für das kleine Feriendorf in bester Urlaubslage. Zudem war aus den Reihen der potenziellen Investoren kurz vor der Tat eine eindeutige Drohung gegen den Reeder eingegangen. Die Ermittler haben auch bereits einen Hauptverdächtigen im Visier, als ein weiterer Leichenfund auf der Ostfriesischen Insel den ganzen Fall auf den Kopf stellt …
Der Ostfrieslandkrimi »Reedertod auf Juist« ist als E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
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Lassen Sie sich diesen Ostfrieslandkrimi nicht entgehen.
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief zu Kommissarin Femke Peters erfahren.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de