Hans-Rainer Riekers hat jetzt seinen neuen Ostfrieslandkrimi »Leybuchtmord« im Klarant Verlag veröffentlicht. Zu dem vierten Fall mit den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.
Ihr neuer Ostfrieslandkrimi „Leybuchtmord“ ist erschienen. Was erwartet den Leser?
Hans-Rainer Riekers: Auf jeden Fall ein außerordentlich emotionaler Fall. Die Krimiserie um die beiden Ermittler Stefan Grote und Stine Lessing ist ja sehr stark auf die polizeiliche Ermittlungsarbeit ausgerichtet. Der Leser soll erleben, wie Kriminalfälle gelöst werden können, auch wenn es anfangs hoffnungslos erscheint. Dabei versuche ich immer, nah an der Realität zu bleiben. Natürlich bleibt ein Krimi ein Krimi, er ist keine Dokumentation und soll in erster Linie unterhalten.
In diesem 4. Fall der Serie »Grote und Lessing ermitteln« nehmen persönliche Befindlichkeiten der Protagonisten eine deutlich größere Rolle ein als üblich. Das ist in der Natur der Handlung begründet, denn eine Frau, die einst Grotes große Liebe war, zieht ihn und Stine in diesen Fall hinein. Stine muss erleben, dass ihr Chef, der sonst stets routiniert und distanziert auf die Dinge schaut, von seinen Gefühlen vor sich hergetrieben wird, und am Ende fast mit seinem Leben dafür bezahlt.
Und als der Fall eigentlich schon abgeschlossen ist, gibt es eine Art »Epilog«, der unter die Haut geht. Jeder Polizist, ob noch im Dienst oder nicht, wird nachempfinden, was da auf die beiden einstürzt.
Grote und Lessing sind inzwischen ein eingespieltes Team. Können Sie erläutern, auf welche Weise die beiden zusammenarbeiten?
Hans-Rainer Riekers: Eigentlich sind sie ja schicksalhaft zusammengekommen. Das wird im ersten Roman der Serie, dem »Dünenhaumord« deutlich. Die beiden haben sich nicht gesucht. Drängende Personalprobleme beim LKA in Hannover haben sie auf ihren gemeinsamen Weg geschickt, weil es keine Alternativen gab. Die Annäherung der beiden erfolgt sehr zaghaft, lange war ihr Umgang distanziert. Erst nach und nach wird ihnen klar, wie perfekt sie sich ergänzen.
Grote ist ein sportlich-durchtrainierter Mittvierziger, stressfest, erfahren und durchsetzungsfähig. Als ehemaliger Leiter einer Mordkommission des LKA ist er ein gewiefter Ermittler, hatte aber auch seine Schwächen, gerade wenn es um Frauen ging. Inzwischen hat er sich zu einem treuen Ehemann und Vater verändert.
Stine hingegen ist sehr jung und erst seit Kurzem bei der Kripo. Doch sie verfügt über Talente, die Grote einfach abgehen. Sie ist hochintelligent, hat Humor und – das ist besonders wichtig – sie ist sehr einfühlsam. Genau diese Eigenschaft ist bei Grote nur mäßig ausgeprägt. Dass Stine Lessing ein Faible für Mode, ganz besonders für extravagante Schuhe hat, musste Grote nach anfänglichem Kopfschütteln akzeptieren. Auch, dass Stine, die gerade Mitte 20 ist, ihn den Altersunterschied zwischen ihnen auch mal mit einem kessen Spruch oder einem passenden Zitat spüren lässt. Es amüsiert ihn mehr, als dass es ihn ärgert. Die beiden mögen sich halt, als Mensch und Kollege, ohne Hintergedanken!
Das eigentliche Geheimnis ihres Erfolges liegt allerdings darin, dass sie ihre eigenen Stärken und Schwächen realistisch einordnen und nicht in Versuchung geraten, in einen Wettstreit einzutreten. Sie gehen nie in Konkurrenz zueinander und jeder bleibt bewusst im Hintergrund, wenn der andere im Moment die besseren Worte findet. So entsteht großes Vertrauen zueinander.
Der „Skipper“ spielt in den Romanen immer wieder eine Gastrolle. Um wen handelt es sich dabei?
Hans-Rainer Riekers: Ich denke, dass »Skipper« inzwischen weit mehr als eine Gastrolle spielt. Der Oberkommissar aus Emden taucht seit dem zweiten Fall, dem »Emsdeichmord«, regelmäßig auf. Das wird auch künftig so bleiben. Grote und Lessing kommen aus Hannover und haben keinen ostfriesischen Hintergrund. Da ist es gut, jemanden an der Seite zu haben, der über das manchmal so wichtige ostfriesisch-maritime Wissen verfügt. Zudem ist der passionierte Segler, der im Emder Hafen auf seiner Segeljacht »Antje D.« lebt, eine ziemlich coole Socke. Er trägt meist Troyer, verschlissene Jeans und passt blendend zu Grote und Lessing. Ganz nebenbei ist er ein Ermittler mit Instinkt, der sich Grote bedingungslos, aber selbstbewusst unterordnet. Stefan Grote und Stine Lessing wissen ganz genau, was sie an ihm haben.
Neben Skipper gibt es noch weitere Bekannte, die ebenfalls immer wieder auftauchen. Da sind Frauke Hattinga und Sören Gueres, die beiden Schutzpolizisten aus Leer. Alle fünf zusammen bilden ein Team, wenn auch Grote und Lessing unangefochten im Mittelpunkt der Handlungen stehen.
Und dann gibt es ja noch Professor Hellinghaus, den ebenso selbstherrlichen wie genialen Pathologen vom LKA mit seinem gelegentlich grenzwertigen Humor. Aber das ist schon wieder ein Kapitel für sich.
Ich glaube, es bereitet dem Leser Spaß, neben den vielen fremden Charakteren, die in jedem neuen Fall auftauchen, auf gute Bekannte zu treffen, die ihn durch die Handlung begleiten.
Die Ermittlungen führen die beiden Kommissare durch ganz Ostfriesland. Auf welche Schauplätze dürfen sich die Leser dieses Mal freuen?
Hans-Rainer Riekers: Nun, der Titel verrät es ja. Die Leybucht oberhalb von Greetsiel spielt eine Rolle. Am Rande dieser Meeresbucht, an der Schleuse Greetsiel, wird eine Leiche gefunden, die Rätsel aufgibt. Auch der Ort Hauen, dicht hinter dem Deich der Leybucht, ist von besonderer Bedeutung. Zwischendurch verlagert sich die Handlung in verschiedene Gebiete mitten in Ostfriesland, bevor es zum dramatischen Finale im Knyphauser Wald, unterhalb von Rispel, kommt.
Es ist mir sehr wichtig, dass die ostfriesische Landschaft in ihrer herben Schönheit zu einem Bestandteil der Handlung wird, genauso wie das Wetter. Ein Ostfrieslandkrimi, der gewissermaßen im »luftleeren« Raum« spielt? Undenkbar!
Haben Sie schon den nächsten Fall für Grote und Lessing in Vorbereitung?
Hans-Rainer Riekers: Oh ja, ich stecke bereits mittendrin und komme gut voran. Übrigens ist »Skipper« der Auslöser des Falls Nummer 5, der den Arbeitstitel »Sandbankmord« trägt. Der Roman bringt uns übrigens wieder mit einem anderen alten Bekannten zusammen.
Ich hatte ja schon einmal betont, dass jeder Roman dieser Serie einen in sich abgeschlossenen Fall darstellt. Aber, auch das habe ich gesagt, es gibt noch eine Art »Handlung hinter der Handlung«.
Die beiden Protagonisten entwickeln sich stetig weiter. Sie bewältigen ihre Vergangenheit, wachsen daran, werden aber ab und an wieder von ihr eingeholt. So im neuen Fall.
Wer die bisherigen Romane gelesen hat weiß, dass es im »Dünenhausmord« einen jungen Inselpolizisten mit Namen Gero Bakker gab. Er und Stine verstanden sich blendend und begannen sich näherzukommen, doch dann ging einiges schief. Dieser Gero Bakker taucht nun wieder auf und sorgt bei Stine für Gefühlswirrungen.
Aber jetzt ist Schluss, kein Wort mehr ohne meinen Anwalt!
Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi von Hans-Rainer Riekers
In Ostfriesland endet ein schwerer Verkehrsunfall auf Bauer Tönsens Wiese und setzt damit eine Kettenreaktion in Gang, die die Auricher Sonderermittler Stefan Grote und Stine Lessing an ihre Grenzen bringt.
Simon Wegmann wurde bei dem Unfall zwar nicht lebensgefährlich verletzt, doch kurze Zeit später ist seine Ehefrau Heike, die aus Braunschweig an sein Krankenbett geeilt ist, tot und er selbst verschwunden. Bei ihren Ermittlungen stoßen Grote und Lessing auf dunkle Geheimnisse Wegmanns und etliche ungeklärte Vermisstenfälle. Zudem gesteht Grote seiner jungen Kollegin, dass Heike Wegmann in seinem früheren Leben einmal eine Rolle gespielt hat.
Als dann noch ein Zusammenhang mit einer in der Schleuse Leysiel aufgetauchten Leiche entdeckt wird, ergibt sich ein verstörendes Bild. Wer ist dieser Simon Wegmann?
Mit Hilfe von Skipper, ihrem Kollegen aus Emden, lichtet sich langsam der Nebel. Erst jetzt wird ihnen die wahre Dimension dieses Falles bewusst: Es bleibt nicht bei zwei Toten und plötzlich ist sogar Stefan Grotes Leben in Gefahr.
Der Ostfrieslandkrimi »Leybuchtmord« ist als E-Book und Taschenbuch bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief erfahren.