Der pensionierte Polizist Hans-Rainer Riekers veröffentlicht jetzt seinen zweiten Ostfrieslandkrimi »Emsdeichmord« im Klarant Verlag. Zu dem neuen Band mit den Ermittlern Stefan Grote und Stine Lessing haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.
Lieber Herr Hans-Rainer Riekers, der zweite Fall „Emsdeichmord“ des Ermittlerteams Grote und Lessing ist veröffentlicht! Verraten Sie uns, was der Auslöser war, auch diesen Kriminalfall wieder so vielschichtig anzulegen?
Hans-Rainer Riekers: Jeder Krimi beginnt bei mir mit einem einzelnen Bild, das ich im Kopf habe und das mich aus unterschiedlichen Gründen verfolgt. Dann beginne ich, eine Handlung um dieses Bild herum zu konstruieren. Im »Dünenhausmord« war es das Bild zweier Menschen, die sich in einem Zugabteil gegenübersaßen, doch augenscheinliche keine Verbindung zueinander hatten. Es war an einem dunklen Winterabend, als ich mit dem Auto an einem Bahnübergang stand und ein fast leerer Zug an mir vorbeifuhr. Dort sah ich diese beiden Menschen und begann nachzudenken, was sie wohl zusammengeführt hat. Daraus wurde später die Anfangsszene des »Dünenhausmordes«.
Beim »Emsdeichmord« war es ein anderes Bild, das sich bei mir festgesetzt hatte. Vor vielen Jahren wurde ich als junger Polizeibeamter gemeinsam mit einem ebenso jungen Kollegen in der Nacht zu einem schweren Unfall auf der Autobahn geschickt. Ein Auto hatte sich überschlagen und lag weit abseits auf einer Wiese neben der Fahrbahn. Das Fahrzeug war stark zerstört, das Licht noch eingeschaltet und Musik erklang aus dem Autoradio – doch niemand saß in dem Wagen. Es war eine gespenstische Szene und wir waren ziemlich überfordert. Als endlich die erfahrenen Kollegen von der Autobahnpolizei erschienen, waren wir heilfroh. Wenig später fanden wir in einem Graben den Fahrer des Fahrzeugs. Er war herausgeschleudert worden und hatte den Unfall nicht überlebt.
Genau diese Szene findet sich im »Emsdeichmord« wieder und bildet den Ausgangspunkt zu einem Ermittlungspuzzle, das Grote und Lessing lange im Dunkeln tappen lässt.
Ihre Ostfrieslandkrimis zeichnen sich durch besondere Detailtreue aus. Stellt das nicht einen erheblichen Aufwand in der Recherche dar?
Hans-Rainer Riekers: Die Recherchearbeit ist in der Tat zeitaufwendig. Trotzdem leiste ich diese Arbeit gerne, denn sie ist für mich ein Ausdruck des Respekts vor meinen Lesern. Viele Menschen, die Ostfrieslandkrimis lesen, kommen aus der Region oder verbringen dort ihren Urlaub. Sie kennen sich bestens aus und dürfen erwarten, dass die Ortsbeschreibungen, die in die Handlung eingebettet sind, stimmig sind. Bei meinen Krimis können die Leser gewissermaßen auf den Spuren der Handlung wandeln. Natürlich stimmt nicht alles bis in das allerletzte Detail. Nicht jedes Haus, das im Roman beschrieben wird, gibt es tatsächlich an diesem Ort, aber alles Wesentliche stimmt. Den Unfallort am Emsdeich, an dem sich die vorhin genannte Szene abspielt, kann jeder finden. Er wird sogar den Baum sehen, der im Roman eine Rolle spielt und auch einen Kanal, der zu einem späteren Zeitpunkt der Handlung bedeutsam wird.
Vor Abschluss meiner Krimis fahre ich die Orte der Handlung ab und überprüfe, ob meine Schilderungen mit der Realität im Einklang stehen. Die Recherchereise zum »Emsdeichmord« habe ich ausführlich auf meiner Autorenseite https://www.facebook.com/HansRainerRiekers beschrieben.
Auch die polizeilichen Ermittlungen stelle ich möglichst detailliert dar. Ich möchte die Leser nicht mit einer Handlung langweilen, die unglaubwürdig ist und in der die Polizisten sich amateurhaft oder von nicht nachvollziehbaren Intuitionen oder Zufällen leiten lassen. Mir ist es wichtig, dass sich am Ende alles logisch zusammenfügt und passt.
Im Grunde gilt das auch für die Glaubwürdigkeit der Charaktere, besonders bei Täter und Opfern. Dabei mache ich gerne kurze Ausflüge in die Psychologie. Die Leser sollen verstehen, wie es zu der Tat kommen konnte und bestenfalls sogar ein gewisses Verständnis für den Täter entwickeln. Allerdings sollen sie ihn nur verstehen, nicht seine Tat entschuldigen. Das ginge mir zu weit. Es würde mich allerdings freuen, wenn die Leser am Ende das Buch zuklappen und ein wenig nachdenklich zur Seite legen.
Im »Emsdeichmord« lernen wir einige Kollegen von Grote und Lessing kennen. Spielen sie nur in diesem Ostfrieslandkrimi eine Rolle oder werden wir ihnen künftig öfters begegnen?
Hans-Rainer Riekers: Natürlich bleiben Grote und Lessing stets im Mittelpunkt der Handlung. Allerdings arbeiten sie im »Emsdeichmord« mit Polizisten benachbarter Dienststellen zusammen, mit denen sie am Ende eine kollegiale Freundschaft verbindet.
Da ist zum einen »Skipper«, ein Oberkommissar aus Emden, der auf seinem Segelboot lebt. Man könnte ihn mit Fug und Recht als »coole Socke« bezeichnen, durch nichts aus der Ruhe zu bringen und Ostfriese durch und durch. Dann sind da noch die beiden jungen Schutzpolizisten aus Leer, Frauke Hattinga und Sören Gueres. Frauke, die manchmal etwas »schnodderige« Tochter eines Bauern und Sören, der Sohn deutsch-portugiesischer Eltern, der im Harz aufgewachsen ist. Er stellt den Ruhepol zu seiner temperamentvollen Kollegin dar.
Alle drei werden uns künftig immer wieder einmal begegnen. Ich bin sicher, dass die Leser sie in ihr Herz schließen werden.
Ihr neuer Ostfrieslandkrimi »Emsdeichmord« ist jetzt veröffentlicht und die Leser können diesen spannenden Kriminalfall als Taschenbuch und ebook lesen. Wie geht es Ihnen eigentlich dabei? Sind Sie eine »coole Socke« wie »Skipper« oder steigt die Spannung bei Ihnen?
Hans-Rainer Riekers: Ach, ich wünschte, ich wäre aus Skippers Holz geschnitzt. Leider ist das nicht so. Meine Gefühle habe ich einmal in einem Facebook-Beitrag folgendermaßen ausgedrückt:
„Ich glaube, dieses Gefühl kennt jeder von uns: Klausur geschrieben und am Ende nicht wissen, ob man das Thema getroffen hat oder das Ding komplett versemmelt wurde. Dann das Warten auf den Lehrer. Irgendwann kommt er in den Klassenraum, die Arbeiten unter dem Arm, und man selbst lauert mit erhöhtem Puls darauf, bis endlich der eigene Name aufgerufen wird.
So ähnlich fühlt es sich an, wenn das eigene Buch veröffentlicht wurde und man auf die ersten Rezessionen warten muss.“
Der Klappentext zum Ostfrieslandkrimi von Hans-Rainer Riekers
In der neuen Dienststelle in Aurich haben sich Hauptkommissar Stefan Grote und seine junge Kollegin Stine Lessing gut eingelebt. Als sie bei einem spektakulären Geldautomatenraub, der mit dem Tod von zwei Männern endete, als Sonderermittler hinzugezogen werden, stellt sich bald heraus, dass hier ihr ganzes Können gefragt ist. Sie stoßen auf weitere Leichen, die sie zunächst nicht miteinander in Verbindung bringen können. Doch dank akribischer Ermittlungsarbeit lichtet sich der Nebel und es offenbart sich, dass Täter manchmal auch Opfer sind und wie ein missglückter Raub und eine aus dem Ruder gelaufene Strafaktion in einer Katastrophe enden konnten, die so keiner der Beteiligten wollte.
Und es ist noch nicht vorbei: Um den Täter zu stellen, muss Stine ihr Trauma, das sie seit ihrem ersten Einsatz auf Juist mit sich trägt, überwinden und über sich hinauswachsen.
Der Ostfrieslandkrimi »Emsdeichmord« ist als Taschenbuch und E-Book bei den bekannten Anbietern erhältlich wie:
Eine Übersicht über die Reihenfolge der Bücher finden Sie hier.
Mehr über die Serie können Sie im Steckbrief erfahren.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Das Team von www.ostfrieslandkrimi.de