Das Saterland – da, wo man noch Ostfriesisch spricht

Bie God jält die Litje so fuul as die Grote.

Das ist Saterfriesisch und bedeutet: Bei Gott gilt der Kleine so viel wie der Große.

Recht klein ist auch das Saterland, eine Gemeinde mit gut 13.000 Einwohnern, mitten im Dreieck Leer, Oldenburg und Cloppenburg. Aber es ist ein ganz besonderer Ort, denn hier wird Ostfriesisch gesprochen – und zwar nur hier! Saterfriesisch – oder wie dessen Sprecher selbst es nennen: Seeltersk – ist die letzte verbliebene Varietät der ostfriesischen Sprache, und seit 1991 steht das Saterland im Guinessbuch der Rekorde als kleinste Sprachinsel Europas.

Der Niedergang der Ostfriesischen Sprache

Moor in Ostfriesland
Moore wie diese grenzten das Saterland ab und machten es zu einer Art Insel

Bereits im 16. Jahrhundert begann der Niedergang der alten Ostfriesischen Sprache, die nach und nach vom Niederdeutschen verdrängt wurde. Das Saterland dagegen war aufgrund seiner besonderen geografischen Lage vor äußeren Einflüssen weitgehend geschützt. Durch die das Gebiet umgebenden Moore war ein direkter Kontakt mit Nachbarorten nur schwer möglich, die Dörfer des Saterlandes bildeten so etwas wie eine Insel. Der Weg ins Umland per Boot über die Sagter Ems war mühsam beziehungsweise bei schlechten Witterungsverhältnissen zum Teil gar nicht möglich.

Natürlich konnte und wollte sich auch das Saterland der Entwicklung und der Verbesserung der Verkehrswege im Laufe der Jahrhunderte nicht verschließen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts war das Saterfriesische zunehmend vom Aussterben bedroht, es wurde auch im Saterland hinter dem Hochdeutschen und dem Plattdeutschen zur Minderheitensprache.

Rettung des Saterfriesischen

Das Saterfriesische Kulturhaus
Das „Seelterfräiske Kulturhuus“ – auch Sitz einer Station des Radiosenders Ems-Vechte-Welle. Bild: Temmo Bosse/wikimedia/CC-BY-SA 3.0

 

Doch nicht zuletzt seit dem Eintrag ins Guinessbuch vor 17 Jahren und aufgrund des Status als offiziell geschützte Minderheitensprache gibt es zunehmende Bemühungen, die Sprache zu retten. Derzeit sprechen schätzungsweise noch 2.000 der Bewohner des Saterlands Saterfriesisch.

Im Saterland sind die Ortsschilder zweisprachig
Im Saterland sind die Ortsschilder zweisprachig. Bild: Temmo Bosse/wikimedia/CC-BY-SA 3.0

 

Kinder haben die Möglichkeit, die Sprache freiwillig im Kindergarten und in der Schule zu lernen. Auf der Ems-Vechte-Welle, einem Radiosender, kann man regelmäßig Neuigkeiten aus dem Saterland anhöhren – natürlich auf Saterfriesisch. Und erst vor drei Jahren wurde ein jahrzehntelanges Großprojekt des amerikanischen Germanisten Marron C Fort abgeschlossen – das Saterfriesische Wörterbuch auf über 800 Seiten, das auch im Schulunterricht verwendet werden soll. Es gibt auch verschiedene Übersetzungsprojekte, etwa von Kinderbüchern. Wer einmal hören möchte, wie sich Kinderliteratur auf Saterfriesisch anhört, wird auf Youtube fündig. Derzeit ist es also gar nicht schlecht bestellt um den Erhalt der originalen ostfriesischen Sprache!

Quellen:

 

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